
Ich war nicht immer der liebende, einfühlsame und stützende Mensch, den Johanna verdient hat.
Es sind schlimme Dinge, die ich getan und gesagt habe. Zutiefst habe ich sie verletzt, und erst jetzt beginne ich, die Narben zu sehen, die das bei ihr und bei mir hinterlassen hat. Ich habe nie geschlagen oder getreten…
Ich stand zu nah, um verstehen, was ich da tat. Mir fehlte die Erfahrung, das Gespür für ihre Saiten, und allzuoft vergriff ich mich im Ton.
Heute weiss ich, dass mir das alles verziehen hat.
Nur ich muss noch Wege finden, mir selbst zu verzeihen.
Und ich bewundere diese Frau, die an mir nicht zerbrochen ist und mir soviele Chancen gab.
Dieses Gedicht ist, meine ich, in den ersten 6 Monaten unseres gemeinsamen Lebens entstanden. Als mir noch nicht klar war, welch kostbarer Schatz mir geschenkt worden war…
Gestern
Von Johanna Abend
gestern hab ich einen teil meiner seele verkauft
an den teufel der reinen körperlichen lust
ich hab mich dir nicht geschenkt
gestern war ich nicht besser
als die andere, nicht besser als du
ich hab euch das abgeschaut
gestern hast du meiner liebe
die unschuld genommen
und den traum von uns zerstört
gestern bist du mir fremd geworden
hast mein vertrauen mit füssen getreten
und mir den glauben an uns genommen
heute fühl ich mich verraten,
hintergangen, belogen und betrogen
einsam und allein gelassen
heute hab ich keinen glauben mehr
an mich, an dich und nicht an uns
und mag mich nicht mehr
genau so wie die andere?
genau so wie du?
wo liegt der sinn?
wer wird sich morgen an wem rächen wollen?
wer wird wem morgen verzeihen können?
wer wird wen morgen noch lieben können?