… fand ich Johanna, das wichtigste Menschenkind in meinem Leben, in den frühen Morgenstunden des 18. Septembers leblos in ihrem Pflegebett.
Die Gefühle an diesem Tag kann ich noch nicht in Worte fassen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge erwies ich ihr den letzten Liebesdienst. Ich wusch sie und kleidete sie in Hose und Shirt, die sie gerne getragen hatte.
Ein letztes Mal küsste ich ihre Stirn und ihre Lippen, die ich so oft mit den meinen berührt habe. Auf ihrem letzten Weg gab ich ihr einen handgeschnitzten Kamm mit, damit sie ihre Haare auch auf der anderen Seite pflegen kann.
Ein Eulenbild, das ich für sie genäht hatte, damit diese Eule über sie wacht.
Und eine Tafel Schokolade, die sie so gerne mochte, als letzte Wegzehrung.
So verabschiedete ich mich von ihr, von dieser Frau, die ich 22 Jahre begleiten, und in ihren letzten Tagen pflegen zu dürfen die Ehre hatte.
Ohne sie ist das Haus leer. Ohne sie ist das Haus kein Zuhause mehr. Ohne sie klafft in meinem Leben eine grosse Leere, von der ich nicht weiss, wie ich sie füllen soll. Ob ich sie überhaupt jemals wieder füllen kann.
Und so treibe ich im Nirgendwo. Das Alte ist zuende, das Neue hat noch nicht begonnen. Ich nutze diese Zeit, um über unser und mein Leben zu reflektieren. Darüber, was ich von Johanna lernen durfte.
Der Preis der Liebe ist die Trauer.
Die Liebe ist ein Darlehen an die Zukunft, das mit Schmerz zurückgezahlt wird.
Was von der Liebe bleibt, ist eine grosse Leere, die nur mit Erinnerungen gefüllt werden kann.
Und doch: Unser Leben mag vorbei sein. Aber meines beginnt erneut.
Danke, geliebte Johanna, dass ich Dich diese viel zu kurze Zeit begleiten durfte.